Sonntag, den 10. September 2017, 12.00 bis 19.00 Uhr


Anne von Linstow

Am Sonntag, den 10. September 2017 findet wieder der Tag des offenen Denkmals statt, eine Initiative, bei der sich die unterschiedlichsten Denkmale mit Veranstaltungen und kostenfreiem Eintritt dem Publikum präsentieren. Zu diesem Anlass feiern wir ein Museumsfest in Faust-Museum und Faust-Archiv mit vielseitigem Programm:

Das Museum steht bei Gratiseintritt allen Besuchern von 12 bis 19 Uhr offen.

Von 14 Uhr bis 16 Uhr finden stündlich Führungen durch die Dauerausstellung statt. Dabei werden auch die neugestalteten Mephisto-, Faust- und Gretchen-Stationen im Faust-Museum präsentiert: Germanistik-Studenten des KIT (Karlsruher Institut für Technologie) haben als Prüfungsarbeiten eindrucksvolle Installationen geschaffen, durch die sowohl Gretchens Lebensweg, Fausts ambivalenter Charakter, aber auch die Verführbarkeit jedes einzelnen durch Mephisto auf eindrückliche und faszinierende Weise gestaltet worden sind. Die Studenten werden ihre Stationen dem Publikum selbst vorstellen.

Ab 15 Uhr wird die Theatergruppe Laterna Mystica für das leibliche Wohl sorgen und öffnet im Vortragssaal des Faust-Archivs ihr Café.

Um 17 Uhr folgt der Höhepunkt des Museumsfestes: Die aus der SWR-Serie „Die Fallers“ bekannte Schauspielerin Anne von Linstow kommt zur Film-Premiere des im letzten Jahr mit der Theatergruppe Laterna Mystica produzierten Films über Faust aus Knittlingen in das Faust-Museum und wird mit den Beteiligten das gemeinsam erschaffene Werk bei Sekt und Wein präsentieren.

Feiern Sie mit uns in Faust-Museum und Faust-Archiv!

Weitere Infos unter Tel.: 07043/951610 und 9506922 oder per mail:

 

Samstag, 15. Juli 2017 um 20 Uhr

Live-Präsentation des neuen Audio-Guides mit Lesung von Texten zu Faust und anderem …


Sofort erklärte sich der aus vielen Filmen und TV-Serien bekannte Schauspieler Florian Fitz (u.a. Rosenheim-Cops, Traumschiff), den neuen Audio-Guide des Faust-Museums einzusprechen, als ihn die Leiterin, Dr. Denise Roth, über seine Agentur anfragen ließ.

Mit Professionalität, Herzblut und Begeisterung widmete sich der Schauspieler mit der ausdrucksstarken, tiefen Stimme der nicht anspruchslosen Aufgabe, sowohl geschichtliche Zusammenhänge, fiktive Szenen, aber auch die unterschiedlichen Figuren des Goetheschen Faust zum Leben zu erwecken. Ob zynisch-teuflischer Mephisto, verzweifelt-verführerischer Faust oder sehnsuchtsvoll verliebtes Gretchen – die Themen, die Goethe über seine Protagonisten manifestiert, werden nun in intensiver Gestaltung und expressiver Kraft über die Kopfhörer wahrnehmbar.

Zur öffentlichen Präsentation des Audio-Guides am 15. Juli 2017 um 20 Uhr kommt Florian Fitz ins Faust-Museum, um verschiedene Passagen daraus sowie flankierende faustische und unfaustische Texte zu Gehör zu bringen. Zeit für Autogramme wird der Schauspieler ebenfalls mitbringen.

Karten für die Lesung mit Florian Fitz sind über das Faust-Museum / Faust-Archiv erhältlich.

Tel.: 07043/951610 bzw. 07043/9506922

E-Mail:

Preis: 15,- Euro pro Person

Am Sonntag, den 21. Mai 2017 findet wieder der Internationale Museumstag statt, an dem auch das Faust-Museum Knittlingen mit Sonderveranstaltungen seine Pforten öffnet.


Zu den normalen Öffnungszeiten von 10-18 Uhr steht das Museum bei Gratis-Eintritt allen Interessierten offen.

Ebenso kostenlos sind die beiden Themenführungen „Auf den Spuren von Faust“ durch das Museum, um 13:30 Uhr speziell für Kinder und um 15:00 Uhr für Erwachsene mit Eva-Maria Springer (Faust-Museum / Faust-Archiv).

Das Faust-Museum/Faust-Archiv Knittlingen lädt herzlich ein zum Internationalen Museumstag am Sonntag, den 21. Mai 2017 von 10-18 Uhr.

Infos unter:

Tel.: 07043/9506922 und 07043/951610

E-Mail:

Nach mehrjähriger Planungs- und Schaffenszeit präsentieren die Evangelische Kirchengemeinde Knittlingen und das Faust-Archiv in Kooperation mit der Württembergischen Bibelgesellschaft von Donnerstag, 25. Mai (Himmelfahrt) bis Montag, 5. Juni 2017 (Pfingstmontag) die Ausstellung „Martin Luther – Leben, Denken und Wirken“.


Dieses besondere und in Deutschland einmalige Ausstellungskonzept besteht aus drei Bausteinen: der Erlebnisausstellung „Das Leben und Wirken von Martin Luther“, einer Bibelausstellung mit seltenen Exponaten und besonderen Bibeln von Knittlinger Bürgern und der Playmobil-Ausstellung – „Wie alles begann“.

Im Steinhaus im Knittlinger Pfleghof ist auf zwei Stockwerken die Erlebnisausstellung „Das Leben und Wirken von Martin Luther“ aufgebaut. Drei Jahre lang hat die Künstlerin Renate Milerski an der Ausstellung gearbeitet. Szenen wurden entworfen, rund 200 Egli-Figuren hergestellt und mittelalterlich eingekleidet. Kulissen und zahllose Requisiten mussten gefertigt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Erzählfiguren stellen in 24 Szenen das Leben und Wirken von Martin Luther eindrücklich dar. Daneben gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich in das Reformationsgeschehen zu vertiefen. An sogenannten Mit-mach-Stationen werden Themen der Reformation erforscht, vertieft und in die heutige Lebenswelt übertragen. Die Besucher können zum Beispiel ihre eigenen Thesen zur Reformation der heutigen Kirche verfassen und an eine historische Kirchentür kleben. Starke Sprüche des Reformators laden zum Schmunzeln und Nachdenken ein. Existenzielle Fragestellungen der Reformationszeit werden aufgenommen und mit der heutigen Zeit verbunden. Ein Schwerpunkt wird die Übersetzung der Bibel sein – auch hier kann mitgewirkt werden. Frauen der Reformation kommen zu Wort. Ein breites Bibelangebot mit Übersetzungen aus fünf Jahrhunderten lädt zum Schmökern ein – ebenso ein umfangreicher Büchertisch. Ein professionell produzierter Audioguide führt die Besucher durch die Ausstellung im Steinhaus; für die Stationen gibt es ein Begleitheft. Als Mitgebsel gibt es am Ausgang selbst gebackene Lutherrosen und Lutherporträts.

Im Faust-Archiv, wenige Meter vom Steinhaus entfernt, stellen Knittlinger Bürger ihre Bibel aus: Alte Familienbibeln, Bibeln mit besonderen Geschichten oder besondere Ausgaben. Ergänzt wir dies durch besondere Exponate der Bibelgesellschaft: Halberstädter Bibel, 1522; NT Graece, 1550, original Lutherbibeln, Frankfurt 1570 und Tübingen 1591; seltene Blindenbibel, 1863; Faksimile Codex Leningradensis und Faksimile Wenzelsbibel – lauter Einzelstücke, die selten in Ausstellungen zu sehen sind. Bibeln aus privaten Sammlungen und Beständen der Kirchengemeinde ergänzen diese Ausstellung. Über 100 Bibeln kommen so zusammen.

Ebenfalls im Faust-Archiv präsentieren wir eine Ausstellung mit Figuren von Playmobil® , die Kinder und Mitarbeiter des Evangelischen Jugendwerks Bezirk Mühlacker zum Reformationsjubiläum entwickelten. Mit insgesamt elf Stationen zeigt die Ausstellung Stationen aus Luthers Leben und die Auswirkungen der Reformation. Alle Stationen sind mit Hintergrundtexten versehen, die weiterführende Informationen bieten.

Am Mittwoch, 24. Mai gibt es um 18.00 Uhr eine offizielle Ausstellungseröffnung im Gemeindehaus mit geladenen Gästen aus Gesellschaft, Kirche und Presse. Anschließend ist die Ausstellung für die Gäste geöffnet. Die Mitwirkenden und Macher der Ausstellung sind vor Ort.

Vom 25. Mai (Himmelfahrt) bis 5. Juni 2017 (Pfingstmontag) ist die Ausstellung an Sonn- und Feiertagen von 11.00 bis 18.00 Uhr, an den Werktagen von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten. Für Kindergartengruppen und Schulklassen gibt es Führungen.

Weitere Informationen und Kontakt:

Pfarrer Hans Veit
Marktstraße 9
75438 Knittlingen
07043 32912

Draculas Erben. Untot durch die Filmgeschichte

Vortrag von Prof. Dr. Matthias Hurst (Bard College Berlin)

Sonntag, 18. Juni 2017, 16.30 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Als erste (unautorisierte) Verfilmung des Vampirromans Dracula von Bram Stoker (1897) ist Friedrich Wilhelm Murnaus expressionistischer Stummfilm Nosferatu (1922) bekannt geworden; Aber Murnaus schaurige Symphonie des Grauens blieb nicht die einzige filmische Darstellung des Vampirmythos. Ganze Heerscharen von Vampiren ziehen als untote Blutsauger durch die internationale Filmgeschichte, alptraumhafter Schrecken wie auch Sehnsucht nach ewiger Liebe und grenzenloser Leidenschaft. Besonders Dracula selbst ist zu einem immer wieder neu interpretierten Antihelden des Kinos und des Fernsehens geworden. Bela Lugosi, Christopher Lee, Klaus Kinski, Gary Oldman und Jonathan Rhys-Meyer – um nur die populärsten Darsteller zu nennen – haben Dracula auf unterschiedliche Weise verkörpert. Dabei hat sich das wandelnde Bild des Vampirgrafen dem Zeitgeist angepasst. Ein Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Vampirs erhellt somit auch kulturelle Vorstellungen des Übernatürlichen und den Diskurs über Tod, Erotik und ewiges Leben im Film.

Paranormale Phänomene zwischen Tabu und Mainstream.
Zur Rezeptionsgeschichte der Parapsychologie

Vortrag von Dipl. Psych. Eberhard Bauer (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. (IGPP), Freiburg i. Br.)

Sonntag, 18. Juni 2017, 15.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Der Begriff ‚Parapsychologie‘ wurde 1889 von Max Dessoir in der Absicht geprägt, „die aus dem normalen Verlauf des Seelenlebens heraustretenden Erscheinungen parapsychische, die von ihnen handelnde Wissenschaft Parapsychologie“ zu nennen. Dieses wissenschaftliche „Grenzgebiet“ wurde seit Anfang der 1930er Jahre Gegenstand auch universitärer Forschungen. Die experimentelle Untersuchung sog. Psi-Phänomene in Form von Außersinnlicher Wahrnehmung (Telepathie, Hellsehen, Präkognition) und Psychokinese bildet seitdem den Gegenstandsbereich der Parapsychologie. Seit Mitte der 1980er Jahre konnte sich dieser Forschungszweig an einer Reihe britischer Universitäten etablieren. Trotz dieser Fortschritte in der wissenschaftssoziologischen Akzeptanz bleibt der Status der Parapsychologie und der von ihr untersuchten Phänomene selbst nach über 100 Jahren kontrovers. Dieses irritierend stabile Spannungsfeld zwischen Tabu und Mainstream ist ein ergiebiges Thema für die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte.

Die Bruderschaft der älteren Rosenkreuzer und die Gold- und Rosenkreuzer

Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Reinalter (Universität Cambridge)

Sonntag, 18. Juni 2017, 14.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Der Geheimbund der älteren Rosenkreuzer wollte als Ziel eine sog. „Generalreformation“. Zu seinen Mitgliedern zählten die zur Zeit der Reformation bedeutendsten Wissenschaftler, darunter vor allem Pansophen, Alchemisten, Ärzte und Pädagogen. Der Bund erlangte eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für Politik und Wissenschaft. Er nahm seinen Ausgangspunkt von den rosenkreuzerischen Traktaten. Als Ziel wurde eine Gelehrtenrepublik ins Auge gefasst. Im Mittelpunkt der Traktate stand die Person des Christian Rosenkreuz, auf den wahrscheinlich die Gründung der Rosenkreuzer zurückging. Im Zentrum dieser Manifeste stand das Bewusstsein der in ihrer Entwicklung steckengebliebenen Reformation, die zwar die Lehre gereinigt hatte, aber zur Verbesserung des Lebens nichts Entscheidendes beitragen konnte. Andreae entwickelte so die Idee einer Weiterführung der Reformation. Er forderte eine Sozietät, die die Verchristlichung des humanistischen Gelehrtenstandes anstrebte. Seine Reformationsutopie wies drei Traditionen auf, die apokalyptisch-chiliastische, die alchemistisch-chiliastische Idee der Naturphilosophen und die Vorstellung von einer idealen Stadt, in der das gesellschaftliche Leben rational geregelt sein sollte. Wirkungsgeschichtlich entscheidend wurde aber Comenius, der ein pansophisches System universellen Wissens entwickelte, in dem die gescheiterte Reformation auf pragmatische Weise verwirklicht werden sollte. Im Mittelpunkt dieser Programmatik stand die Pädagogik. Er forderte ein universelles Kollegium mit Sitz in England, das alle Bünde und Bruderschaften mit dem Ziel einer Weltreformation vereinigen sollte. Aus diesem erwähnten unsichtbaren Kollegium entsprang wahrscheinlich die berühmte „Royal Society“. Zwischen der älteren Rosenkreuzerbewegung und der im 18. Jahrhundert entstandenen Bruderschaft der Gold- und Rosenkreuzer bestand kein direkter Zusammenhang. In dieser Bewegung gab es die Verbindung von Rose und Kreuz mit dem Gold, die die Zweiteilung rosenkreuzerischen Geheimwissens in Theologie und Philosophie zum Ausdruck brachte. Dieses Geheimwissen sollte im „Stein der Weisen“ zu einer Einheit zusammengeführt werden. Das Anliegen des Ordens war religiöser Natur. Im Zentrum stand eine pansophische Emanationslehre, wonach die Natur ein „Ausfluss der Schöpferkraft Gottes und somit selbst ein Stück Gottheit sei“. Dazu kam dann später eine starke Politisierung im Zuge des Differenzierungsprozesses der Aufklärung.

„Ins Blaue hinein …“
Rotraut, der Monochrome, ein Schamane und andere „Magier der Kunst“

Vortrag, Dr. Olaf Mückain (Museen Worms) mit Kaffee

Samstag, 17. Juni 2017, 15.45 Uhr
Steinhaus

Die westliche Kunst der Nachkriegszeit ist stark geprägt von einem über das traditionelle Tafelbild hinausgehenden, erweiterten Kunstbegriff. Prozesse rücken dabei immer stärker gegenüber dem „vollendeten Kunstwerk“ in den Vordergrund. Diese vom Künstler initiierten Vorgänge sind teils aleatorisch, experimentell, interaktiv oder rituell angelegt. Die Wechselwirkung mit Werkstoffen, Energiespendern und mit dem Publikum spielt bei Künstlern wie Yves Klein, Sigmar Polke, den ZERO-Mitgliedern, Anselm Kiefer oder Joseph Beuys eine maßgebliche Rolle.

Der Vortrag stellt prägende Positionen grenzüberschreitender künstlerischer Konzepte exemplarisch vor und wirft dabei die „Gretchen-Frage“ auf: Sind gleichsam alchemistische und schamanistische Ansätze in der modernen Kunst ein Ausdruck von „magischem Denken“? Das Augenmerk richtet sich nicht auf die Darstellung magischer Symbole und Requisiten als Bildmotive, sondern auf die Anwendung unkonventioneller Gestaltungsprinzipien, die den Schöpfungsprozess von akademischen und handwerklichen Normen befreien sollten.

Magie als Lebenshilfe

Vortrag von Prof. Dr. Mag. Leander Petzoldt (Universität Innsbruck)

Sonntag, 18. Juni 2017, 11.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Schon in der Antike hatte Magie eine soziale Funktion als Mittel zur Krisenbewältigung im Alltag. Die Hethiter unterschieden um 1300 v.Chr. zwischen den magischen Techniken der Spezialisten, d.h. der Priester bzw. Magier, und der populären Magie der unteren Volksschichten. Bei ihnen finden wir das Denken in Analogien und die magischen Gesetze der Sympathie, der Antipathie und der Kontiguität. Die mit dem Sympathieglauben verbundenen Möglichkeiten des Inbeziehungsetzens per Analogie waren theoretisch unbegrenzt. Die Magie war Teil des offiziellen Kultes, sie begleitete den Menschen von der Geburt bis zum Tode. Da Magie als erlernbare Technik galt, entwickelte sich eine populäre Magie, die alle Störungen des normalen Lebens, etwa Krankheiten, Naturkatastrophen oder plötzliche Todesfälle, auf Zauberei zurückführte. Damit war zunächst eine Erklärung der übernatürlichen Ursachen gegeben, die man mit magischen Praktiken beeinflussen konnte.

Inwieweit man hier von „Lebenshilfe” sprechen, kann ist problematisch, da alle magischen Praktiken durchaus ambivalent und nur wirksam sind innerhalb eines mehr oder weniger differenzierten Glaubenssystems.

Von Magie zur Verwaltung.
Zum magiegeschichtlichen Entwurf der Dämonologen (Jean Bodin/Johann Fischart)

Vortrag von Prof. Dr. Tobias Bulang und Hannah Mieger (Ruprecht-Karls-Universität)

Sonntag, 18. Juni 2017, 10.00 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Jean Bodins Demonomanie des sorciers (1580), welche bereits 1581 durch den Juristen Johann Fischart ins Deutsche übersetzt wurde (Daemonomania Magorum), enthält neben einer Definition der Hexen, dem Aufweis Ihrer Verbrechen und den Anweisungen zur unerbittlichen Verfolgung auch breite magiehistorische Abhandlungen. Neben umfassenden, aus Quellen und zeitgenössischen Mantik-Registern epitomisierten Praktiken der Antike rekurriert der Text auch auf volksmagischen Zauber. Gemäß der Grundannahmen der Hexenverfolger handelt es sich bei jedem Akt des Zauberns um eine Anrufung von Dämonen, was zu ächten und zu verfolgen sei. Die Autoren empfehlen als Substitut dieser Praktiken das freundliche Grüßen, das Vermeiden des Fluchens, die Hauslesung und die angemessene Unterweisung des Personals durch den Hausvater, Praktiken der Frömmigkeit und die obrigkeitliche Verfolgung der magischen Umtriebe. Anstelle der Magie sollen die Disziplinierung des Individuums, die Verwaltung des Hauses (Ökonomik) und schließlich die Organisation des modernen Territorialstaates treten. Im Zusammenhang damit wird eine Fundamentalchristianisierung angestrebt. Der Tagungsbeitrag entfaltet diese Zusammenhänge und widmet sich den Folgelasten. Vorgestellt werden auch Proben aus dem Heidelberger Editions- und Kommentarprojekt der Daemonomania Magorum.

Nostalgie für mittelalterliche Wissenschaftsmodelle im postnuklearen Zeitalter
Die Physiker
  von Friedrich Dürrenmatt

Vortrag von Dr. Damaris Aschera Gehr (Rudolf Steiner Archiv, Dornach)

Sonntag, 18. Juni 2017, 9.00 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Johann Wilhelm Möbius, Hauptfigur in Dürrenmatts Komödie Die Physiker, ist ein postnuklearer Physiker, der „das System aller möglichen Erfindungen“ entdeckt hat. Sich der Tatsache bewusst, dass „in der Freiheit“ seine Gedanken „Sprengstoff“ sind, inszeniert er seine eigene Verrücktheit, um im Verborgenen einer Nervenheilanstalt „das Geheimnis seiner Wissenschaft treu bewahren“ zu können. Ausgangspunkt des Beitrags ist die Inszenierung des Möbius. Um für verrückt gehalten zu werden, behauptet er, „dass ihm der König Salomo erscheine.“ Hier stellt sich die Frage: Warum bezieht sich der Physiker ausgesprochen auf Salomo? Und welchen Salomo meint er genau: Die biblische Figur oder deren Überarbeitung in der gelehrten Magie, in der Salomo von der Spätantike bis in die frühe Neuzeit zusammen mit Hermes Trismegistus als höchste Autorität der Magie galt? Letzterer These folgend, soll Dürrenmatts Stück als Gegenüberstellung von Paradigmen der modernen Wissenschaft und der mittelalterlichen Magie gedeutet werden.

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens.
Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 mit Live-Musik (FSK 12 Jahre)

Roman Rothen – Kontrabass, Gitarre (Königsbach-Stein)
Frieder Egri – Piano (Karlsruhe)

Samstag, 17. Juni 2017, 20.45 Uhr
Evangelisches Gemeindehaus, Knittlingen

Der Stummfilm ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Nosferatu gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus. Zugleich gilt das Werk mit seiner dämonischen Hauptfigur und seiner traumartigen, gequälte Seelenzustände spiegelnden Inszenierung, als eines der wichtigsten Werke des Kinos der Weimarer Republik. Der Film sollte nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar.

“Dunkel droht der Kontrabass”, so beschrieb die BNN die diesjährige Nosferatu-Aufführung von Frieder Egri und Roman Rothen im ZKM in Karlsruhe. Die beiden Musiker arbeiten seit vielen Jahren zusammen, uraufgeführt haben sie den Stummfilmklassiker 2006 in der Stadtbibliothek Stuttgart. Seit dem haben sie immer weiter daran gearbeitet. In ihre Musik erklingen sowohl klassische Klänge als auch zeitgenössische Klangbilder. Beide sind Grenzgänger und fühlen sich sowohl im Jazz als auch in der klassischer Musik zuhause.

Feuerball und Farbenspiel.
(Al)chemische Versuche in historischem Gewand

Chemie-Experimental-Show mit Dr. Chr.-Heinrich Wunderlich (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie / Landesmuseum für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt), Prof. Dr. Claus Priesner (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Dr. Denise Roth (Faust-Museum/ Faust-Archiv Knittlingen)

Samstag, 17. Juni 2017, 19.30 Uhr
Pfleghof (bei Regen in der Kelter), Knittlingen

In Form eines kleinen Bühnendramas wollen wir den Jahrmarktsvortrag eines fahrenden Quacksalbers aus dem 18. Jahrhundert nachstellen. Eigentlich wollten diese Quacksalber selbstgemachte Heilmittel – oft von zweifelhafter Wirkung – verkaufen und medizinische Behandlungen von Zahn- und Augenleiden bis hin zu kleineren Operationen anbieten. Damit das Publikum aufmerksam wird und Vertrauen in die Fähigkeiten des Quacksalbers und seiner Truppe fasst, wurden großspurig angekündigte Experimente vorgeführt, die die Leute beeindrucken sollten. Dabei wurde so getan, als verfüge der Quacksalber über besondere Fähigkeiten, die “Elemente” zu kontrollieren. Mit unserer Vorführung wollen wir auch das heutige Publikum ansprechen und unterhalten.

Goethe und Agrippa von Nettesheim.
Magie zwischen Religion und Wissenschaft

Vortrag Prof. Dr. Wolfgang Achtner (Universität Gießen)

Samstag, 17. Juni 2017, 16.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Goethe hat sich während einer seelischen Krise, in die er im Laufe seines Studiums in Leipzig geraten war, mit den Schriften von Paracelsus, Agrippa von Nettesheim und anderen magischen Schriftstellern beschäftigt. Es ist bekannt, dass Agrippa von Nettesheim das Vorbild für Goethes Faust ist, der mit Hilfe der magischen Praxis herausfinden will, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Magisches Denken zeigt sich dabei in zwei Formen. Auf der einen Seite gibt es eine neuplatonisch inspirierte spirituell-religiöse Dimension, die auch der Alchemie zugrunde liegt. Auf der anderen Seite führt magisches Denken auch zur Naturwissenschaft, insbesondere zur Chemie. Diese Doppelheit des magischen Denkens hat beispielsweise der Physiker Wolfgang Pauli in den Denkstrukturen von Fludd und Kepler aufgewiesen. In Analogie dazu wird der Vortrag dem Verhältnis des religiös-spirituellen und des naturwissenschaftlichen Aspekts magischen Denkens bei Faust und Goethe nachspüren.    

Joseph Sheridan Le Fanu: Carmilla.
Einblicke in die Seele eines weiblichen Vampirs

Vortrag von Dr. Denise Roth (Faust-Museum/ Faust-Archiv Knittlingen)

Samstag, 17. Juni 2017, 15.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Der irische Schriftsteller Joseph Sheridan Le Fanu (1814-1873) gilt als einer der wichtigsten Autoren sogenannter „gothic novels“. Mit The House by the Churchyard (1863) und Uncle Silas (1864) schuf Le Fanu frühe Meilensteine der Kriminalliteratur, die jedoch Elemente psychologischer Thriller aufweisen. Einblicke in die Abgründe psychischer, auch durchaus abnormer Veranlagungen werden bei Le Fanu in fast all seine Spukgeschichten und Schreckensromane integriert. An Le Fanus Werk ist so auch das zunehmende Interesse seiner Zeit an psychologischen Zusammenhängen und deren Durchdringung ablesbar. Dennoch: Le Fanus Werk zeichnet sich durch seine Überzeugung aus, dass trotz kühler Analyse Bereiche des Nicht-Fassbaren, Metaphysischen existieren, denen der Mensch mit seiner rationalen Denkweise machtlos gegenübersteht. In einer der ersten Vampir-Erzählungen überhaupt, Carmilla (1872), wird diese Auffassung über die Titelfigur, einen weiblichen Vampir, und dessen Opfer, der schönen Laura, gestaltet. Der Vortrag widmet sich dieser Novelle, die nachweislich Bram Stoker bei der Arbeit an Dracula beeinflusst hat unter der Fragestellung, wie die spezifische Gestaltung dieses weiblichen Vampirs und dessen Beziehung zu seinen Opfern als Chiffre für gesellschaftliche, psychische und allgemein-menschliche Diskurse interpretiert werden kann.

Alchemie, Magie und Religion im postmodernen Roman.
Hilary Mantels Fludd und Georg Kleins Sünde Güte Blitz 

Vortrag Dr. Jost Eickmeyer (Freie Universität Berlin)

Samstag, 17. Juni 2017, 14.15 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

In der englischen Provinz der 1950er Jahre taucht unvermutet ein neuer Vikar namens Fludd auf. Er trägt in Hilary Mantels Roman (1989) nicht nur den Namen des frühneuzeitlichen Mediziners, Alchemikers und Theosophen Robert Fludd (1574–1637), sondern unterzieht die vom bedrückenden Katholizismus, v.a. einem rigide geführten Nonnenkonvent, geprägte Dorfgemeinde einer besonderen ‚Transmutation‘. – Im deutsch-polnischen Grenzort „G.“ bietet in Nachwendezeiten das Ärzteteam von Dr. Weiß und Dr. Schwarz geradezu magische Heil- und Verjüngungskuren an, bis eine misstrauische Hausmeisterin im Bunde mit einem übermenschlichen Wesen diesen Praktiken auf den Grund gehen will. In dem Vortrag soll in einer vergleichenden Untersuchung der beiden Romane die Art und Weise dargelegt werden, wie Wirkmächte, die durch die Moderne vermeintlich gebannt oder rationalisiert erschienen, Alchemie, Magie, Religion in diesen postmodernen Werken aufgegriffen und poetisch und gesellschaftskritisch eingesetzt werden.

Lebende Tote.
Kulturgeschichtliche Aspekte des Vampirglaubens

Vortrag Prof. Dr. Claus Priesner (Universität München)

Samstag, 17. Juni, 11.45 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

Der Vortrag beleuchtet zunächst die Idee der Spiegelung der himmlischen Welt in der irdischen, wie sie in der Mikrokosmos-Makrokosmos-Parallele zum Ausdruck kommt. Auch das Reich der Toten ist eine Spiegelung des Reiches der Lebenden. Im traditionellen Bild des Vampirs ist der Topos des temporären Todes enthalten, der in Bezug zu antik-heidnischen und christlichen Auferstehungsvorstellungen gesetzt wird. Maßgeblich ist ferner die Idee eines Zwischenreichs zwischen dem Himmel als Hypostase des absolut Fernen und der realen Welt als Verkörperung des absolut Nahen. Die Eigenschaften von Vampiren werden beschrieben, ebenso die von ihnen ausgehenden Gefahren, die durch mannigfache christlich-heidnische Abwehrrituale bekämpft wurden. Von großer Bedeutung für die Verwandlung eines Toten in einen Vampir war die volksmagische Konzeption des ‚Schlechten Todes‘, der den Zugang zum Himmelreich verbaute. Gedanken zur Entstehung des literarischen Vampirmythos im 19. Jahrhundert schließen den Vortrag ab.

Nachrichten aus dem Paradies.
Magische Symbole und Praktiken in der (pseudo-)paracelsischen Schrift Liber Azoth sive de ligno et linea vitae

Vortrag PD Dr. Ute Frietsch (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

Samstag, 17. Juni 2017, 10:30 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

In dem Vortrag sollen der Plot, die magischen Symbole sowie die magischen Praktiken der (pseudo-) paracelsischen Schrift Liber Azoth sive de ligno et linea vitae (1591) vorgestellt, analysiert und passagenweise entschlüsselt werden. Die fragmentarische Schrift, die sich als magisch, christlich-kabbalistisch und theosophisch bezeichnen lässt, beeindruckt durch ihre ungewöhnliche Perspektive: Sie ist gleichsam im Paradies selbst situiert und reflektiert von diesem Ort aus das Geschehen des Sündenfalles. Durch die literarische Technik der Wiederholung erzählt und reflektiert sie das Geschehen in zwei Varianten; Durch ihre magischen Illustrationen scheint sie sowohl den Sündenfall wie dessen magisch-alchemische Umkehrung zu inszenieren.  Sie leitet die Adepten zur Überwindung des Lapsus an, indem sie einen ‚salnitrischen‘ Weg empfiehlt, der zwischen dem ‚iliastrischen‘ Paradies und dem ‚cagastrischen‘ gefallenen Stern vermitteln soll. Azoth und Lebenslinie erweisen sich als magische (Schrift-) Zeichen sowohl der gefallenen Schöpfung wie des Paradieses.

Zwischen Wissenschaft, Philosophie und Religion –
“Die Naturmagie und ihre historischen Grundlagen”

Vortrag von Prof. Dr. Kocku von Stuckrad (Universität Groningen)

Samstag, 17. Juni 2017, 9.30 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

In der Kulturgeschichte Europas kommt der Magie eine Rolle zu, die keineswegs nur negative Konnotationen hat. Seit der Spätantike war die Erforschung und Erprobung von Kräften, die der Natur innewohnen, ein zentraler Baustein naturwissenschaftlicher und naturphilosophischer Theoriebildung. Oft gingen diese Theorien von unsichtbaren Kräfteverbindungen zwischen Objekten aus, wobei auch Worte, Gedanken und Rituale in solche Kraftnetze eingebunden waren. Der Vortrag beschreibt diese Tradition und zieht eine Linie von der antiken Stoa über die Strahlentheorie al-Kindīs (9. Jahrhundert), die Naturphilosophie der Renaissance, bis hin zu Wissenschaft und Okkultismus des 19. Jahrhunderts. Es zeigt sich, dass die künstliche Trennung von Wissenschaft, Philosophie und Religion der historischen Verschränkung jener Systeme nicht gerecht wird und einer Beschreibung weichen sollte, die auch die kulturelle Bedeutung der Magie besser widerspiegelt.

Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe” von Heinrich von Kleist – Nachbesprechung der Theateraufführung mit Susanne Hocke, Jürgen Larys (artENSEMBLE THEATER Bochum) und Dr. Denise Roth (Faust-Museum / Faust-Archiv)

Samstag, 17. Juni 2017, 9 Uhr
Vortragssaal, Faust-Archiv

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