
Kultur im ländlichen Raum:
Was braucht die regionale Kultur inmitten der Krise?
Podiumsdiskussion aus dem
Pop-Up-Museum-Knittlingen
Sonntag, 16. Mai, 17:30 Uhr
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer kornigen Eises In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlt's im Revier Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurückzusehen. Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden, Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluß, in Breit und Länge So manchen lustigen Nachen bewegt, Und bis zum Sinken überladen Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Szene: Vor dem Tor, Faust zu Wagner
Den Osterspaziergang aus Goethes Faust I kennen die meisten, und sei es nur wegen der Anfangszeilen „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche“ oder des finalen, glückseligen Ausrufs: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
Goethe schrieb seinen „Osterspaziergang“ aus Erinnerungen an Frankfurt am Main und Umgebung und integrierte ihn erst in seine dritte Faust-Fassung (1808) – die Szene fehlt somit sowohl im Urfaust (1772/1882) als auch im Fragment (1790). Die Auferstehung Jesu wird gespiegelt mit der Erweckung der Natur im Frühling nach der Starre des Winters und korrespondiert mit der wieder erwachenden Lebensfreude der Menschen, die fröhlich die Geselligkeit genießen.
„Typisch Goethe“ auch, wie authentisch die häufig an Ostern zu erlebende Witterung beschrieben wird: Goethe benutzt naturwissenschaftliche Beschreibungen seiner Zeit und „übersetzt“ sie in poetische Sprache. Zu lesen ist damit, laut Diplom-Meteorologe Christian Herold, die „exakte Beschreibung eines Wettergeschehens bei einer Nord- oder Nordwestwetterlage im Frühjahr. […] Bei einer derartigen Wetterlage gelangt auf der Rückseite eines Tiefdruckgebietes, dessen Kern meist über dem östlichen Mitteleuropa liegt, hochreichende Kaltluft polaren Ursprungs nach Deutschland. In dieser bilden sich dann zahlreiche Schauer, die in der kalten Luft Anfang oder Mitte April zumeist noch als Schnee oder Graupel fallen.“ (Christian Herold, Deutscher Wetterdienst).
Und so wünscht Ihnen das Team des Faust-Museums frohe und gesegnete Ostern sowie ganz persönliche, bereichernde Einblicke und Inspirationen bei der Lektüre des vollständigen „Osterspaziergangs“ von Johann Wolfgang von Goethe:
Osterspaziergang Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungs-Glück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weisses, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen. Aus dem hohlen finstern Tor Dring ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden, Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbes Banden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus Strassen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluss, in Breit' und Länge, So manchen lustigen Nachen bewegt, Und, bis zum Sinken überladen Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet gross und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein. Monolog Fausts, Szene „Vor dem Tor“, in: Faust. Eine Tragödie (1808)
Samstag, 15. Juli 2017 um 20 Uhr
Live-Präsentation des neuen Audio-Guides mit Lesung von Texten zu Faust und anderem …
Sofort erklärte sich der aus vielen Filmen und TV-Serien bekannte Schauspieler Florian Fitz (u.a. Rosenheim-Cops, Traumschiff), den neuen Audio-Guide des Faust-Museums einzusprechen, als ihn die Leiterin, Dr. Denise Roth, über seine Agentur anfragen ließ.
Mit Professionalität, Herzblut und Begeisterung widmete sich der Schauspieler mit der ausdrucksstarken, tiefen Stimme der nicht anspruchslosen Aufgabe, sowohl geschichtliche Zusammenhänge, fiktive Szenen, aber auch die unterschiedlichen Figuren des Goetheschen Faust zum Leben zu erwecken. Ob zynisch-teuflischer Mephisto, verzweifelt-verführerischer Faust oder sehnsuchtsvoll verliebtes Gretchen – die Themen, die Goethe über seine Protagonisten manifestiert, werden nun in intensiver Gestaltung und expressiver Kraft über die Kopfhörer wahrnehmbar.
Zur öffentlichen Präsentation des Audio-Guides am 15. Juli 2017 um 20 Uhr kommt Florian Fitz ins Faust-Museum, um verschiedene Passagen daraus sowie flankierende faustische und unfaustische Texte zu Gehör zu bringen. Zeit für Autogramme wird der Schauspieler ebenfalls mitbringen.
Karten für die Lesung mit Florian Fitz sind über das Faust-Museum / Faust-Archiv erhältlich.
Tel.: 07043/951610 bzw. 07043/9506922
E-Mail:
Preis: 15,- Euro pro Person
Keine geringere als die „Fallers“-Darstellerin Anne von Linstow, bekannt als Ärztin Monique aus der bekannten und beliebten SWR-Serie, kam ins Faust-Museum, um mit der Knittlinger Theatergruppe Laterna Mystica einen Film über den historischen Faust, sein Leben und die Legenden zu drehen.
Dabei ging es zunächst stilvoll zu – ein Oldtimer fuhr Anne von Linstow vor das Faust-Museum, in dem sie dann den historischen Faust nach einer Explosion im Museumsshop kennen lernen durfte und einen exklusiven Einblick in seinen Giftschrank nahm. Die Museumsleiterin, Dr. Denise Roth, hatte das Drehbuch zusammen mit Regisseur und Kameramann, Florian Jörg und Lukas Block entwickelt. Dabei standen Humor, Informationsdichte und Verständlichkeit im Vordergrund. So führt Anne von Linstow durch das Faust-Museum, trifft stets unterschiedliche historische Figuren und erlebt historische Szenen mit zum Leben erweckten Exponaten.
Die Knittlinger Theatergruppe Laterna Mystica, um Hilfe gebeten, mit der berühmten Schauspielerin das Museum in Szene zu setzen, war sofort mit an Bord. Dabei zeigten sich alle von der Professionalität und Präsenz Anne von Linstows beeindruckt. Mit kreativen Ideen zu Kameraeinstellungen, Regieanweisungen und Requisiten verblüffte Anne von Linstow alle und hatte sichtlich Spaß an dem ganzen Projekt. Noch nie hatte sie durch ein Museum geführt, doch gerade das Faust-Thema und seine historischen Grundlagen in Knittlingen, faszinierten Anne von Linstow ganz besonders.
Nach 12 Stunden intensiver Arbeit waren alle Szenen im Kasten und wurden anschließend im Faust-Archiv mit Sekt begossen. Alle Beteiligten zeigten sich von Anne von Linstows unprätentiöser und leidenschafticher Arbeit voller Herzblut begeistert! Autogramme wurden geschrieben, Fotos geschossen und Anne von Linstow verabschiedete sich nicht ohne die Versicherung, bald wieder zu kommen – spätestens zur Präsentation des Films!
Der Film wird nach Fertigstellung sowohl im Faust-Museum als auch auf dessen Homepage und auf der Landesgartenschau in Öhringen präsentiert.
Quelle: SPIEGEL Online