Von Gründgens zur Konzeptkunst – Faust in Radio und Hörspiel

Faust auf die Ohren! 
„Von Gründgens zur Konzeptkunst – Faust in Radio und Hörspiel“ 
Vortrag von Dr. Jost Eickmeyer (Berlin) im Faust-Archiv
Sonntag, den 25. Februar 2018 um 16 Uhr

Das neue Veranstaltungsprogramm des Faust- Museums / Faust-Archivs beginnt das Jahr 2018 mit „Faust zum Hören“. Der Literaturwissenschaftler Dr. Jost Eickmeyer von der Freien Universität Berlin referiert über Faust-Hörspiele und widmet sich dabei einem Genre, das sich durch ungewöhnlichen Konzentration auf das gesprochene Wort auszeichnet. 

Die erste große rein akustische Präsenz gewinnt Goethes Faust mit der Kölner Hörspielabteilung des NWDR in den frühen 1950er Jahren. Unter Wolfgang Semmelroths Regie entstanden eine Reihe von Klassiker-Adaptionen der Weltliteratur für den Rundfunk, darunter selbstverständlich Faust (1952), der gerade in der Nachkriegszeit als „höchstes Zeugnis der deutschen Dichtung in aller Welt“ (K.H. Ruppel) eine besondere Aufladung erfuhr. An diesem Hörspiel mit Horst Caspar (Faust) und Erich Ponto (Mephisto) lässt sich exemplarisch zeigen, wie eine akustische Einrichtung der Tragödie funktionierte, die ja nun ohne Bühne, Kostüme oder die physische Präsenz der Schauspieler auskommen musste.

Mit der „Langspielplatten“-Edition des ersten Teils nach der Düsseldorfer Inszenierung von Gustav Gründgens folgte schon 1954 ein Faust auf Tonträgern. In diesem kommerziell sehr erfolgreichen und bis heute vertriebenen Hörspiel, das Gründgens selbst für den Funk einrichtete, während Peter Gorski die Aufnahmeregie führte, steht zweifellos das Wort im Vordergrund, und es lohnt sich, genauer nachzuvollziehen, wie diese ganz auf Faust und Margarete zugeschnittene Fassung primär durch Stimmen und Musik ihre Wirkung entfaltet.

Zu diesen als klassisch geltenden Hörspiel-Adaptionen werden im Vortrag zwei modernere akustische Variationen des Faust-Stoffs treten, zum einen ein „Ohrenspiel aus Goethes Faust“, Regisseur Wolfgang Röhrer und Komponist Frieder Butzmann ihre Walpurgisnacht in Staufen (1995) bezeichnen, zum anderen Werner Fritschs Faust. Sonnensang, bei dem der Konzeptkünstler 2012 Film, Theater und Hörspiel zu verbinden suchte. Zu fragen ist, welche Aspekte des Faust-Stoffes diese modernen Aneignungen aufgreifen und welcher akustischen Ästhetik sie sich bedienen.

Jost Eickmeyer studierte Germanistik, Latein und Philosophie in Heidelberg, wo er 2010 mit einer Arbeit zur frühneuzeitlichen Ovid-Rezeption promovierte. Er war dann wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Freien Universität Berlin. Seit November 2017 ist er Projektmitarbeiter am Berliner SFB 980 „Episteme in Bewegung“. Er arbeitet derzeit an einem Buch über die Beziehung von Literatur und Hörspiel seit der Nachkriegszeit.

Das Faust-Museum/Faust-Archiv Knittlingen lädt herzlich ein zum Vortrag über Faust-Hörspiele am Sonntag, den 25. Februar 2018 um 16 Uhr.

Eintritt frei.

Infos unter:

Tel.: 07043/ 9506922 und 07043/ 951610

E-Mail:

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